Bierschnegel

Limacus flavus (Linnaeus 1758)


Bierschnegel (Limacus flavus) aus Niedersachsen.
Bild: Walter Wimmer, (NABU).
 

Beschreibung: Der Bierschnegel ist eine graugrüne bis olivgrüne oder gelblich braune Nacktschnecke mit einem runden Rücken und einem relativ kurzen Schwanzkiel. Der Mantelschild nimmt etwa 20% der gesamten Körperlänge ein. Rücken und Mantelschild des Bierschnegels sind von helleren Flecken bedeckt, die manchmal orange bis olivgrün sein können. Beim Bierschnegel bedeckt die Fleckenzeichnung nur den Rücken und die oberen Seiten des Körpers, auf den Fußsaum zu wird sie durch eine hell gefärbte Zone begrenzt. Darin unterscheidet sich der Bierschnegel vom Irischen Schnegel (Limacus maculatus), der auf den Britischen Inseln teilweise in den selben Lebensräumen wie der Bierschnegel vorkommt. Kopf und Fühler des Bierschnegels sind grau gefärbt, die Fußsohle ist hingegen cremefarben bis olivgrün. Während der Körperschleim der Schnecke gelblich ist, ist der Sohlenschleim farblos. Im Gegensatz zu den Alttieren sind die Jungtiere des Bierschnegels grünlicher gefärbt.

Wie bei vielen Nacktschnecken ist auch beim Bierschnegel letztlich der Bau des Genitalapparates für eine eindeutige Bestimmung maßgeblich. Für den Bierschnegel charakteristisch ist der außergewöhnlich lange Penis, der ein Sechstel der Gesamtkörperlänge einnimmt. Der Kanal der Samentasche (Spermatheca) und der Eileiter (Ovidukt) verbinden sich und münden gemeinsam als verbreiterte Struktur über das Genitalatrium nach außen, bei den Schnegeln eine besondere Form des Genitalapparats.

Maße: Länge bis 150 mm.

  Limacus flavus
Bierschnegel (Limacus flavus) aus Lancashire, England.
Bild: Chris Wallwork (Quelle).

Lebensraum und Verbreitung: Zwar tritt der Bierschnegel auch in Lebensräumen im Hochgebirge auf, aber aus Rumänien, Mittel- und Nordeuropa, sowie aus Großbritannien ist er als Kulturfolger bekannt, der in Obst- und Gemüselagern, in Komposthaufen, Abwässerkanälen, Parks, vor allem aber auch in Höhlen, an alten Mauern, in feuchten Kellern (daher wird er auch als Kellerschnecke bezeichnet) und Küchenräumen auftritt. Der Name rührt daher, dass der Bierschnegel früher oft in kühlen, feuchten Bierkellern auftrat, als das Bier noch in Holzfässern gelagert wurde. Heute, da die Bierherstellung industriell unter Verwendung metallener Biertanks stattfindet, tritt der Bierschnegel in Brauereien kaum mehr auf. Andererseits sind Bierschnegel in Großbritannien sehr wohl auch in modernen Vororthäusern zu finden. Bierschnegel sind ausschließlich nachtaktiv.

Woher der Bierschnegel ursprünglich stammt, ist nicht bekannt, man geht aber davon aus, dass die Art ursprünglich aus dem Mittelmeerraum kommt. Heute erstreckt sich das Verbreitungsgebiet des Bierschnegels über fast ganz Europa. Vom Menschen eingeschleppt wurde er auf den Kanarischen Inseln, in Chile und in Südafrika, auf Madagaskar, in Nord- und Südamerika, sowie in Australien und Neuseeland. Von vielen Orten, an denen der Bierschnegel in Mitteleuropa eingeschleppt oder unfreiwillig angesiedelt worden war, ist er heute verschwunden.

Obwohl in Niedersachsen der Bierschnegel seit 90 Jahren nicht mehr gesehen worden war, konnte er 2005 bei Einbeck wieder aufgefunden werden.

NABU Niedersachsen: Bierschnegel nach 90 Jahren wiederentdeckt.

Bedrohungssituation: In Großbritannien wurde der Bierschnegel vor dem 18. Jahrhundert eingeschleppt. Seitdem hat er sich stark verbreitet und ist heute in England und Wales häufig und weit verbreitet, in Irland und Schottland jedoch nur stellenweise zu finden und selten. In Mitteleuropa ist der Bierschnegel vor allem durch die Renovierung alter Gebäude, Trockenlegung von Kellern und durch Hygienemaßnahmen, z. B. in der Bierherstellung, bedroht. In Deutschland ist Limacus flavus daher vom Aussterben bedroht (critically endangered), in Österreich wird er mindestens als gefährdet (vulnerable) eingestuft (vgl. auch: Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).

Systematische Anmerkung: Die systematische Einordnung und Nomenklatur des Bierschnegels ist strittig. Während er bisher unter der systematischen Bezeichnung Limacus flavus (Linnaeus 1758) gelistet wurde (vgl. Forcart 1986), spricht sich z.B. der polnische Malakologe und Nacktschneckenspezialist Andrzej Wiktor dafür aus, dass die Gattung Limacus den Status einer Untergattung der Gattung Limax haben müsse.

Mollbase: Limacus flavus.
Francisco Welter-Schultes: Limax flavus species homepage.
Terrestrial Mollusc Tool: Limacus flavus.
Herbert, D.; Kilburn, D. (2004): A field guide to the land snails and slugs of eastern South Africa; p. 296.